Dass die US-Notenbank mit dem Stopp von
Anleihekäufen dem zusätzlichen Druck von Dollarscheinen ein Ende bereiten will,
ist unwahrscheinlich, könnte nur ein verbaler Test für die Aktienmärkte sein.
Damit die Kurse nicht ins Uferlose schießen, versuchen sich Notenbanken gerne mit
einem psychologischen Wording-Test, um überschießende Kurse auszubremsen. Meist
gelingt dies nur vorübergehend. Der Raubeinkapitalismus kennt viele
Täuschungsmanöver. Tatsache ist, dass sich die Federal Reserve (FED) einen
Stopp nicht ohne weiteres leisten kann, weil der US-Haushalt derzeit nur noch
mit der Notenbank finanziert wird. Die Steuereinnahmen der USA sollen gerade
ausreichen, um 50 Prozent der staatlichen Ausgaben abzudecken. Würden nun die
US-Zinsen aufgrund einer Einstellung der Anleiheaufkäufe steigen, müsste die
Notendruckmaschinerie einen weiteren Gang zulegen, um die zusätzlichen
Zinslasten im US-Staatsschuldenhaushalt zu schultern. Die Geldentwertungspolitik
würde eine neue Dimension erklimmen. Oder steigt der Notenbankchef auf andere
Instrumente der wundersamen Geldvermehrung um? Egal, jeder Renditeanstieg im
Geleitzug würde die Zinsen in den USA und weltweit anheben. Fatal auch für die
überschuldeten Zitronenländer Südeuropas. Der EZB-Chef Draghi sprach denn
kürzlich auch noch von einer weiteren Zinssenkung. Ich denke, FED-Chef Bernanke
will die Reaktion der Aktienmärkte testen. Der US-Arbeitsmarkt jedenfalls gibt
noch kein grünes Licht für steigende Zinsen. Und auch die US-Konjunktur läuft
noch nicht wirklich rund. Wolfgang Werkmeister, Buchautor, Eschborn
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