29.8. Was treibt jene Politiker u. Volkswirtschaftsprofessoren um, welche
die europäische Währungsunion für einige Einzelstaaten infrage stellen? Sollte
nicht der europäische Einigungsgedanke weiterhin im Vordergrund aller Maximen
stehen? So, wie die Weltmacht USA mit den vielfältigen Unterschieden zwischen
den Nord- u. Südstaaten klar kommt , sollte dies auch in der EU möglich
sein. Vorwärts Denken, ganzheitliches
Denken ist gefragt. Raubeinkapitalismus nenne ich das, wenn kurzfristiges
Vorwahlgeplänkel ganzheitliche Grundsätze infrage stellt. Kleinstaaterei u.
Kirchturmpolitik passt in die Gedankenwelt der ewig Gestrigen. Wir aber leben
in 2012. Wolfgang Werkmeister, Raubeinkapitalismus ade.
Grundsätzlich steht
Deutschland, rechnet man alle bislang ausgeklammerten Zukunftsverpflichtungen,
wie Renten- u. Pensionen ein, nicht gerade als der Saubermann Europas da. Da
lässt sich im billigen Stammtisch- u. Vorwahlgeschwätz leicht über den Rauswurf
von europ. Zitronenstaaten philosophieren. Vielleicht kommt eine Zeit, da
braucht der Schuldner Deutschland noch die geschlossene Hilfe der europ.
Gemeinschaft? Niemand werfe den Stein nach anderen, wenn der zurückkommen
könnte. Deutschland hält im Kaffeekränzchen der Schuldenstaaten zudem nur
deshalb Oberwasser, weil es seine Staatsverschuldung aufgrund von
heruntermanipulierten Zinsen noch im Griff halten kann (EZB-Politik der offenen
Geldschleusen=Quantitativ Easing). Bezahlen tut dies der Sparer, dessen
Guthaben im Kaufwert Zug um Zug skalpiert werden. Solange die Inflationsraten
höher ausfallen, als der Sparer an Zinsen hereinwirtschaften kann, verliert
sein Sparguthaben über diesen Inflationshebel Monat für Monat, Jahr für Jahr an
Kaufkraft. Versicherer sind gezwungen, für Jahre mit niedrigen Zinsen an der
Verlustgrenze zu arbeiten, können sie doch kaum noch Anlageüberschüsse
erarbeiten. Und die Versicherten sind sowieso die Angeschmierten, sinkt doch
ihre Rendite unter die Bettkante. So kann eine Altersvorsorge zur privaten
Altersarmutsstütze degenerieren. Arroganz gegenüber den europ.
Peripheriestaaten ist nicht angebracht. Vorwahlkampfparolen sind Wasser auf die
Mühlräder jener Populisten, die kein geeintes Europa, eher das Gegenteil
wollen. Drum, Finger weg von der Zündelei an der mühsam erreichten europ.
Einigung, die Wohlstand u. Frieden für die Zukunft sichern. Man muss Vor- u.
Nachteile abwägen, auch geben können, nachdem Deutschland über die
Fast-Nullzinspolitik der EZB bereits in Milliardensummen durch Zinseinsparungen
im Haushaltsloch profitiert. Wie übrigens auch private Schuldner von der
Straße, deren Hypotheken- u. Kreditzinsen sich seit geraumer Zeit halbiert
haben. Jede Medaille hat zwei Seiten. Zu den übertriebenen Sparvorschlägen
einiger Ökonomen (Austeritätspolitik) sei an die Weimarer Zeit Brünings
erinnert. Sie führte zur Deflation und zum Staatsbankrott mit schlimmsten
Folgen, die in den 2. Weltkrieg einmündeten. Volkswirtschaften müssen atmen.
Auch die der europ. Südstaaten. Wird nur noch verboten und gespart, vergeben staatl. Einrichtungen keine
Aufträge mehr. Jobs entfallen. Die Menschen halten ihr Pulver aus Angst vor der
Zukunft schnell auch im Trockenen. Der Konsum beginnt zu stocken. Die
Produktionsbänder machen Pause. Kurzarbeit hier u. dort. Die Sozialausgaben für
den Staat aber steigen. Eine Negativschraube wirbelt sich immer weiter nach
unten. Die Volkswirtschaft schrumpft, die Haushaltslöcher weiten sich.
Steuererhöhungen wirken kontraproduktiv, weil noch weniger in den Taschen der
Bürger die Kaufverweigerung multipliziert. Eine Spirale, die sich nur durch
Wachstumsimpulse überwinden lässt. Konjunkturprogramme nennt dies der Fachmann.
Die Wirtschaft fällt in eine sich selbst nährende Deflation, wenn nach dem
Ausatmen (Sparen) nicht auch wieder eingeatmet wird. Beim Menschen käme es zum
Kollaps, in Wirtschaft u. Gesellschaft zum Herzstillstand mit unvorhersehbaren
Folgen. Mit einer Politik ohne
intelligente Wachstumsimpulse lassen sich hochverschuldete Staaten nicht
sanieren. Auch nicht die Südeuropäer. Schon gar nicht durch den bedingungslosen
Rausschmiss aus der Währungsunion. Freilich, Ordnung muss sein. Steuer- u.
Rentenhinterzieher müssen an den Pranger. Und auch sonst muss dem Betrug die
Türe verschossen werden. Drum, Politiker, Professoren u. Stammtischplauderer aus
der unteren Schublade, haltet ein, seht das vernetzte Ganze. Bei Griechenland
u. Co geht es um vernetzte Zusammenhänge. Sparpolitik u. wirtschaftliche
Impulse müssen volkswirtschaftlich austariert auf die beiden Waagschalen gelegt
werden. Keine Schale darf die andere zum Boden ziehen. So funktioniert
Volkswirtschaft überall in der Welt. Auch
bei den Olivenstaaten Europas. Und auch in Deutschland. Oft müssen
Schulden erst einmal gemacht werden, damit in der Folge die Haushalte zum
Ausgleich kommen. Dabei gilt es, Sand im Getriebe zu entfernen. Renten muss man
den Angehörigen nicht noch auf den Friedhof nachtragen. Alles zu bereinigen, das
geht nur im Verlaufe vieler Jahre. Auch in Griechenland. Lassen wir
Griechenland atmen, dann werden sie saniert zu einem starken Partner in der
Zukunft. Ein Rausschmiss aus dem Euro würde europäisches Chaos verursachen.
Doch seien wir dennoch ehrlich zueinander, irgendwann werden Euro u. US-Dollar
über einen weltumfassenden Schuldenschnitt einen neuen Anfang wagen müssen. Wie
sonst könnte sich die Schuldenschere in den nächsten Jahrzehnten wieder öffnen?
Mehr hierzu siehe über die Buchneuerscheinung „ Raubeinkapitalismus,
Finanzkrise, wohin führst du? Von Wolfgang Werkmeister , Eschborn
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